Apr
7
2016

Moorschutz ist auch Klimaschutz – Erden ohne Torf

Pressemitteilung der Gemeinde Ismaning

In den meisten Blumenerden ist ca. 90 % Torf enthalten. Vom gesamten Torfabbau
entfallen auf Erden für den Erwerbsgartenbau 60 %, für die Hobbygärtner 25 % und für den
industriellen Bereich (Brennstoff bzw. therapeutische Zwecke) 15 %. Der Torf stammt
derzeit größtenteils aus dem Baltikum. In Europa sind durch die menschliche Aktivität
bereits 60 % der Moore vernichtet. Die verbliebenen kleinen Restflächen sind durch
Entwässerung für landwirtschaftliche Nutzung, flächendeckender Nährstoffeintrag sowie
Freizeitnutzung gefährdet. Die Folgen des Torfabbaus sind vielfältig. Nicht nur der sehr
charakteristische Lebensraum für Tiere und Pflanzen verschwindet, sondern auch ein
Stück Identität Europas. Moore zählen zur nacheiszeitlichen Urlandschaft Europas und sind
über Jahrtausende gewachsene, hochsensible Lebensräume (pro Jahr wächst nur eine ca.
1 mm dicke Torfschicht). Eine Renaturierung ist zwar grds. möglich, erfordert aber viele
Jahrzehnte bis sich der Wasser- und Nährstoffhaushalt wieder einstellt. Erst dann können
einzelne Arten – sofern noch vorhanden – zurückwandern, um dann wieder über
Jahrhunderte Torfschichten aufzubauen. Allerdings ist es zweifelhaft, ob in allen Ländern
Europas eine Renaturierung durchgeführt wird.
Moore sind aber nicht nur eine charakteristische und wertvolle Landschaft sondern stellen
auch einen Beitrag zum Klimaschutz durch ihre Kohlenstoffbindung dar. Weiterhin können
sie sehr viel Wasser speichern, z. B. nach Unwettern oder starken Niederschlägen, und
tragen so auch zum Hochwasserschutz bei.
Torf wird zur Bodenverbesserung eingesetzt, obwohl Nährstoffgehalt und pH-Wert sehr
niedrig sind und die biologische Aktivität des Bodens eher gering ist. Torf kann durch
Holzfasermaterial, hochwertigen Rinden- und Grüngutkompost ersetzt werden. Diese
haben sowohl einen günstigeren Nährstoffgehalt, als auch pH-Wert. Auch die biologische
Aktivität ist höher und die Krümelstruktur des Bodens wird stabilisiert. Die Eigenschaft des
Torfes, Wasser gut zu speichern kann durch kein anderes Material, wohl aber durch
geändertes Gießverhalten ersetzt werden.
Welche Ersatzprodukte gibt es?
1. (Garten-) Kompost ist verrottetes pflanzliches Abfallprodukt aus Haushalt und
Garten. Besonders wegen seines hohen Nährstoffgehalts (wesentlich höher als
Torf!), seiner Luftkapazität und seines höheren pH-Werts empfiehlt er sich als
Ersatzprodukt. Kompost führt zu einer andauernden Strukturverbesserung des
Bodens, wozu auch die darin lebenden Mikroorganismen beitragen.
2. Grüngut- und Bioabfallkomposte sind kompostierte Grüngut-, Garten- und
Küchenabfälle. Dieses Produkt unterliegt detaillierten Gütebestimmungen und
regelmäßigen Kontrollen.
3. Rindenhumus besteht aus zerkleinerter und kompostierter Rinde. Er besitzt
strukturverbessernde und biologische Aktivität fördernde Eigenschaften. In
regelmäßigen Abständen wird dieses Ersatzprodukt auf Schadstoffe und
Pflanzenverträglichkeit überprüft. Rindenhumus ist mit oder ohne Nährstoffzuschlag
erhältlich.
4. Holzfasern werden aus Sägeholzresten gewonnen. Sie eignen sich als
Substratausgangsstoff oder Bodenverbesserungsmittel. Durch die gute
Durchwurzelbarkeit und den Sauerstoffaustausch ist dieser Torfersatz für Pflanzen
mit hohem Sauerstoffbedarf bestens geeignet. Der Nährstoffgehalt ist gering, dies
wird durch Aufdüngen oder durch Mischen mit nährstoffreichem Kompost
ausgeglichen. Der pH-Wert ist höher als bei Torf.
5. Holzhäcksel werden aus der Sägeholzproduktion gewonnen und durch Dünger und
Standartsubstrate aufgewertet. Bei diesem Ersatzprodukt empfiehlt sich eine
Mischung mit Grüngutkompost.
Diese Alternativprodukte ersetzen nicht nur den Torf, sondern haben oft sogar noch
bessere Eigenschaften. Inzwischen werden auch einige Mischungen aus verschiedenen
Ersatzprodukten angeboten, welche an die Anforderungen angepasst und ergänzt sind.
Gemeinde Ismaning, Abteilung Umweltschutz

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